MAX MÜLLER

ungeschriebene Briefe - WAS ICH NOCH SAGEN WOLLTE…
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Photo: Wolf-Dieter Grabner, flowlabs.studio

PR in „German speaking countries“

„Ich möchte den Menschen sagen, woran sie bei mir sind“

Der Schauspieler und Sänger Max Müller hat zwölf Mitmenschen in imaginären Briefen eben das geschrieben, was er schon immer mal sagen wollte, was bislang ungesagt geblieben ist oder was manchmal auch Klarheit herstellt. In diesen Menschen widerspiegelt sich das eigene Leben und Werden. Zum Ausdruck kommt tiefe Dankbarkeit, aber manchmal auch notwendige Abgrenzung, die heilend wirkt. Zusammengenommen bilden diese 12 ungeschriebenen Briefe ein Lebensportrait, für das es gar keine weitschweifige Autobiografie mehr braucht. Max Müller spricht die Texte dieser Briefe selbst. Dazu hat sich die Harfenistin Elisabeth Daxer beredte Klänge einfallen lassen.

Welche Vorgeschichte haben die „ungeschriebenen Briefe“?

Eigentlich war das Ganze erstmal eine Radiosendung für den ORF – vor etwa vier Jahren: „Schreib doch ein paar Briefe, die Du „nicht“ geschrieben hast! Das Motto quasi: Was ich Dir noch sagen wollte … – durchaus mit Blick auf Menschen, die schon gestor-ben sind.“ Das fand ich interessant, aber nicht wirklich ausreichend. Schließlich gibt es auch, neben dem Sterben eines wichtigen Menschen, andere Gründe, warum man etwas „nicht“ sagt : weil man nicht die richtigen Worte findet, weil man zu feige ist, weil es nicht der „richtige Zeitpunkt“ ist ( und wann ist der schon, wenn man sich grade nicht traut … ) – die Liste ist lang … ! Und aus solchen Gedanken wurde schließlich eben eine Radiosendung, in der ich diese Briefe auch selber gelesen habe.

Wie kam es dann zu der CD?

Naja, noch während der Ausstrahlung dieser Sendung haben erstaunlich viele Leute im Funkhaus angerufen und wollten wissen : „Wo gibt es denn dieses Buch ?“ Und da musste ich immer sagen: „Das gibt es nur in meinem Kopf und in meinem Tablet !“ Und mit ein wenig Abstand hab ich mir dann gedacht: „Frag doch den Hubert Haas, den Chef von SOLOMUSICA, mit dem ich bereits vier CDs machen durfte, ob er Interesse hätte an einem Buch mit „ungeschriebenen Briefen“ und mit „eingelegter CD“. Und schönerweise: Er hatte! Und da Musik bei SOLO MUSICA natürlich nicht fehlen darf, haben wir die junge Harfenistin Elisabeth Daxer gefragt, ob sie sich vorstellen könne, zwischen den Briefen zu zeigen, was eine Harfe „so alles kann“. Und daraus wurden dreizehn kluge und sehr virtuose Miniaturen einer wunderbaren Musikerin.

Warum so ein Projekt gerade zu diesem Zeit-punkt?

Nun, ich bin jetzt gerade 57 Jahre alt und das ist irgendwie ein Zeitpunkt, wo man auch gerne mal über Vergangenes nachdenkt. Jetzt könnte ich natürlich eine Autobiografie schreiben. Will ich aber nicht! Viel spannender ist es doch, die vielen Zugänge zu anderen Menschen in den Blick zu nehmen, die einem begegnet sind, und die einen geprägt haben. So lernt man beim Hören dieser CD hoffentlich einen Menschen kennen, der mit anderen umgeht und dadurch mit ihnen verbunden ist. Das schien mir ehrlicher und auch irgendwie eleganter.

Die Menschen, denen Sie Briefe schreiben, stehen ja durchaus für verschiedene eigene Lebens-themen. War das Zufall oder Absicht?

Ich habe mich bemüht, in jedem dieser doch recht persönlichen Briefe zusätzlich über ein anderes Thema zu schreiben. Um zu erzählen, was mir persönlich wichtig ist. Z.B. meine Liebe zu Wien, zu den „Rosenheim-Cops“ , zum Singen in Kärnten oder auch mein Verhältnis zu Glauben und Religion, einem zentralen Thema in meiner Familie. Und es war mir wichtig, dass es dabei weder betont „witzig“ zugeht, noch dass die „Abgründe“ zu tief werden. Ganz normal das Leben halt.

Hat dieses Projekt neue emotionale Tore aufge-stoßen?

Es kamen teilweise sogar ganz große Gefühle hoch. Aber die sind jetzt erstmal draußen. Ich habe mich seit vier Jahren immer wieder damit beschäftigt und heute war Abgabe des Materials – aktuell brauche ich jetzt erstmal keine Fortsetzung.

Aber es hat trotzdem eine Menge mit mir gemacht. Ich bin hellhöriger geworden. Zusammenfassend würde ich sagen: Ich will keine Zeit mehr verlieren. Ich möchte den Menschen sagen, woran sie bei mir sind und ich möchte ihnen in dieser Hinsicht etwas weniger schuldig bleiben.

In Ihren Fernsehserien und Theaterproduktionen spielen Sie ja immer feste Rollen. Wirken die „ungeschriebenen Briefe“ als Gegenpol, wo sie auch mal aus einer Rolle heraustreten können, um ganz Sie selbst zu sein?

Gegenpol – weiß ich nicht. Vielleicht eher eine Ergänzung. Ich bin jetzt seit über 35 Jahren im Beruf und habe ganz unterschiedliche Rollen gespielt, im Theater und vor der Kamera. Und seit über 22 Jahren darf ich bei den „Rosenheim Cops“ den „Michi Mohr“ spielen. Das größte berufliche Geschenk meines Lebens und ein Türöffner für vieles andere. In dieser Rolle lebt eine schauspielerische „Grundfarbe“, die bei mir sehr präsent ist. Nennen wir‘s vielleicht : „Buffo mit Herz“. Eine Farbe, die mir, glaub ich, gut steht, und die mir auch viel Freude macht. Und trotzdem: Die „ungeschriebenen Briefe“ haben natürlich viel mit meinem Beruf zu tun, aber, Gott sei Dank, nicht nur – das wäre dann wohl ein bissl zu wenig ! Also vielleicht doch ein Gegenpol. Smile.

Das Interview führte Stefan Pieper