Kammerorchester Basel

Struwwelpeter
x-default

Copyright: Christian Flierl

„[die] besondere Vision, ein klassisches Orchester zu erschaffen, jenseits der längst bestehenden Institutionen“, der Programmauswahl mit ihren „neue[n] Formen der Vermittlung“ und dem musikalischen Niveau des Ensembles.“ (aus der Jurybegründung für den Schweizer Musikpreis 2019)

„Man staunt nur so über das schauspielerische Talent und die Bühnenpräsenz der wandlungsfähigen Musiker vom Kammerorchester Basel bei dieser originellen musikalisch-theatralischen Inszenierung.“ (Südkurier)

Mit seinem Erscheinen 1845 begann die beispiellose Erfolgsgeschichte des Struwwelpeter. Mehr als 540 Auflagen, übersetzt in über 40 Sprachen und 70 Dialekte – das Bilderbuch des Frankfurter Arztes und Psychiaters Heinrich Hoffmann gehört zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern. Nun nimmt ein Quartett des Kammerorchester Basel auf seinem Album Struwwelpeter – eine (haarige) Geschichte, das im Januar bei Solo Musica erscheint, kleine und große HörerInnen mit auf eine ungewöhnliche musikalisch-erzählerische Reise.

Das Projekt zu dieser CD mit einer Kombination aus Gesang, Sprache und Musik entstand 2016. Um Kinder zu erreichen, die in ihrem Lebensumfeld nicht mit klassischer Musik in Berührung kommen, entwickelten die vier Mitglieder des Kammerorchester Basel Eva Miribung (Violine), Konstantin Timokhine (Horn), Jan Wollmann (Trompete) und Georg Dettweller (Violoncello) die Idee, vier Geschichten aus dem Struwwelpeter als Klassenzimmerstück in Schulen aufzuführen. Gemeinsam mit der Regisseurin Salomé Im Hof setzten die KünstlerInnen vier Geschichten des Bilderbuches musikalisch und szenisch um. Ziel des Stückes ist, die Kinder nicht nur aktiv mit kleinen Rollen einzubinden, sondern auch für Fragen über Gut und Böse zu sensibilisieren.

Dieser Blick auf moralisch korrektes Handeln beschäftigte auch den Autor des Struwwelpeter, den Frankfurter Arzt und Psychologen Heinrich Hoffmann. Als er seinem Sohn zum dritten Geburtstag ein Büchlein schenken wollte, fand er nichts als alberne Bildersammlungen und moralisch zahme Erzählungen. Kurzerhand erfand der Vater für den Sohn eigene Geschichten und illustrierte sie. Seine HeldeInnen waren unangepasste, rebellische Charaktere, deren Ungehorsam hart bestraft wurde.

Gelten die Strafen heute als pädagogisch unangemessen, so liest sich der Inhalt hochaktuell. Denn Heinrich Hoffmann engagierte sich vehement für die Rechte von Minderheiten und trat gegen Diskriminierung an. „Zu seinem Erziehungskanon gehörten aber auch bemerkenswerte Plädoyers gegen Gewalt und für Toleranz gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe“, schreibt die Direktorin des Struwwelpeter-Museums in Frankfurt, Beate Zekorn-von Bebenburg. Die Geschichte der „schwarzen Buben“, die einen „kohlpechrabenschwarzen Mohr“ drangsalieren und dafür ins Tintenfass getaucht werden, ist hierbei das deutlichste Beispiel für eine antirassistische Botschaft.

Mit dem vorliegenden Hörspiel erweitert das Quartett sein Klassenzimmerstück und präsentiert nun alle Geschichten aus dem Struwwelpeter. Neben den MusikerInnen kommen auch Kinder zu Wort. Gemeinsam mit den Erzählern kommentieren sie die Geschichten, stellen Fragen und regen an, über das Verhalten der Figuren, den immer abwesenden Eltern und die Strafe nachzudenken.

Neben der szenischen Inszenierung kommt auch der Musik eine große Rolle zu. Sie besteht aus Arrangements und eigenen Kompositionen der beteiligten MusikerInnen, bei denen sie auf Auszüge bekannter Werke zurückgreifen. Die Auswahl umfasst einzelne Nummern aus Monteverdis Oper „L’Orfeo“ ebenso wie Richard Strauss‘ „Till Eulenspiegel“, Schostakowitsch‘ 1. Cellokonzert, Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ oder auch Richard Wagners „Fliegenden Holländer“ und geht bis zu Tangorhythmen, Ska- und Reggaeklängen sowie New Orleans Jazz auf dem Banjo. Kindern ein möglichst breites Spektrum an Musikstilen und – epochen zu bieten spielt dabei ebenso eine Rolle wie das Bestreben, die Charaktere der Figuren musikalisch zu unterstreichen.

Struwwelpeter – eine (haarige) Geschichte ist somit eine Aufnahme, die nicht nur eine Kindergeschichte erzählt, die tief in die Tradition deutscher Kinderbuchliteratur eingegangen ist, sondern gleichzeitig geschichtliches Hintergrundwissen vermittelt. Durch die Verbindung von Sprache, Gesang, Musik und Kommentierung ist ein Hörspiel entstanden, das ebenso Familienerlebnis ist wie Musikvermittlung.

Das Kammerorchester Basel gilt als eines der führenden Kammerorchester des internationalen Musiklebens. Einladungen in die bedeutendsten Konzerthäuser und Festivals weltweit prägen die Agenda ebenso wie die eigene Konzertreihe in Basel. Vielfach preisgekrönt, veröffentlichte das Ensemble bei verschiedenen renommierten Klassiklabels. Ein Hauptanliegen des Orchesters ist die Musikvermittlung, bei der das Klassenzimmerstück Struwwelpeter eine wichtige Rolle einnimmt.

Solo Musica ist seit 15 Jahren die musikalische Heimat von SolokünstlerInnen, Ensembles und Orchestern. Das Label des Gründers Hubert Haas versteht sich als Maßschneiderei unter den Klassiklabels, das KünstlerInnen eng in den Produktionsprozess einbindet und ihre individuelle Positionierung in den Vordergrund stellt.

Ein Quartett des Kammerorchester Basel
singt und spielt
STRUWWELPETER – eine (haarige) Geschichte
Solo Musica
Januar 2021

www.kammerorchesterbasel.ch