Alois Mühlbacher

Countertenor
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Photo: Alexander Eder

Vom einstigen Wunderkind hat sich Alois Mühlbacher zu einem respektablen Sänger entwickelt, der trotz seines jungen Alters bereits eine bemerkenswerte Karriere vorzuweisen hat. Mühlbachers sensationelle Countertenor-Stimme lässt ebenso aufhorchen wie seine neueste CD mit Werken des Barock-Komponisten Antonio Bononcini.

Der Name Bononcini hatte Gewicht: Kein Geringerer als der junge Georg Friedrich Händel hatte während seiner Studienreise nach Italien in Rom mit Giovanni Maria Bononcini zu tun und in London machte ihm dessen Bruder Giovanni Konkurrenz. Hinter diesen beiden stand Antonio Maria (1677 – 1726), der dritte Sprössling der musikalischen Sippe, lange im Schatten, ihn gilt es noch zu entdecken. Er schaffte es zwar auch über die Alpen, gelangte jedoch „nur“ bis nach Wien. Dort brachte er es immerhin zum Kapellmeister am kaiserlichen Hof, kehrte jedoch 1713 wieder in seine Heimat Modena zurück und machte dort Karriere als Komponist von Opern und Kirchenmusik. Diesem dritten Bononcini hat Alois Mühlbacher seine neue CD gewidmet, die aufregende Entdeckungen verspricht. Antonio Bononcini war nämlich einer der fortschrittlichsten Komponisten seiner Zeit. Seine amourösen Kammerkantaten bestechen durch große Innigkeit und zeitlose Schönheit. Die Leiden und Sehnsüchte der sich anschmachtenden Liebespaare werden hier ebenso expressiv wie intensiv ausgedeutet und in Musik übersetzt.

Alois Mühlbacher präsentiert auf dieser CD drei Kantaten von Bononcini aus dem Jahr 1706. Wahrscheinlich wurden sie in musikalischen Akademien vorgestellt, die sich seinerzeit großer Beliebtheit erfreuten. Es handelt sich um italienische Dichtkunst, die sich dem Thema „Liebe zu einer fernen Seele“ widmet. In Bononcini finden diese lyrischen Texte einen Meister der musikalischrhetorischen Redekunst. In höchster Vollendung verbindet er musikalische Figuren mit den passenden poetischen Wendungen. Seine gelehrte Symbolik in der Kombination wohlbekannter musikalischer Figuren mit den Affekten spiegelt die sprachliche Eloquenz und die Bildhaftigkeit der italienischen Texte wider. Das ist zu seiner Zeit am Wiener Hof hochmodern. Man empfand sich damals als innovativ und fortschrittlich, in die Zukunft gewandt – ein Selbstbild, für das man mit Bononcinis genauso fortschrittlichen Werken die passende Musik fand.

Alois Mühlbacher debütierte mit 15 Jahren an der Wiener Staatsoper und feierte auf den Podien internationaler Konzertsäle große Erfolge. Aus der Schmiede der renommierten wie traditionsreichen St. Florianer Sängerknaben kommend, ist der junge Countertenor heute weltweit zu erleben. Er absolvierte ein Schauspielstudium in Linz, studierte Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien bei Uta Schwabe und an der Royal Academy of Music bei Michael Chance. Mühlbacher sang u. a. beim Silvesterkonzert des Mozarteumorchesters im Großen Festspielhaus unter Ivor Bolton, im Großen Musikvereinssaal Wien stand er als Daniel in Händels Oratorium Susanna, als Altsolist in Bachs h-Moll Messe, der Johannespassion, der Matthäuspassion und im Weihnachtsoratorium unter Martin Haselböck auf der Bühne. Gastspiele mit der Wiener Akademie führten ihn nach München, Los Angeles und Mexiko.

Gemeinsam mit seinem Klavierpartner Franz Farnberger gab er bereits zahlreiche Liederabende. Sein unverwechselbarer, geschmeidiger und wandlungsfähiger Stimmklang ermöglicht ihm dabei auch ein für Countertenöre unübliches, breitgefächertes Repertoire von Schubert bis Richard Strauss. Die CD-Einspielung „Urlicht“ mit Liedern von Gustav Mahler und Richard Strauss wurde von der Fachpresse gefeiert und war gleich in drei Kategorien für den Opus Klassik 2023 nominiert. Im Sommer 2023 gründeten Franz Farnberger und Alois Mühlbacher das Ensemble PALLIDOR, ein Spezialistenensemble für Alte Musik. Das erste große Projekt ist eine CD-Aufnahme von Alt-Solokantaten und -Arien von Johann Sebastian Bach. Die CD wird im Frühjahr 2024 erscheinen. Ars Antiqua Austria und Gunar Letzbor treten seit vielen Jahren zusammen mit Alois Mühlbacher auf (u.a. Festival für Alte Musik Utrecht, Resonanzen im Wiener Konzerthaus) und haben zahlreiche CD-Aufnahmen produziert. Im Mittelpunkt des Repertoires des Barockensembles steht Österreichische Barockmusik. Die ersten Jahre standen für Ars Antiqua Austria ganz im Zeichen der musikwissenschaftlichen Aufarbeitung des Schaffens österreichischer Barockkomponisten. Aus dem reichen Fundus wiederentdeckter Werke entstanden mehrere erfolgreiche Ersteinspielungen. Mittlerweile ist das Ensemble nicht zuletzt wegen seiner musikalischen Expertise ein gern gesehener Gast auf Konzertpodien in aller Welt. Gunar Letzbor studierte Komposition, Dirigieren und Violine in Linz, Salzburg und Köln. Die Bekanntschaft mit Nicolaus Harnoncourt und Reinhard Goebel veranlasste ihn, sich eingehend mit der Interpretation und Spielpraxis Alter Musik auseinanderzusetzen. Er gründete das Ensemble Ars Antiqua Austria, mit dem er versucht, der klanglichen Vielfalt österreichischer Barockmusik Ausdruck zu verleihen. Gunar Letzbor ist auch ein begehrter Lehrer für Barockvioline, unterrichtete unter anderem an der Musikhochschule Lübeck und Wien.

www.aloismuehlbacher.at